Das Wetter an der Förde oszilliert derzeit an 4 von 5 Tagen im 30-Minuten-Takt zwischen “Es ist Sommer, Homies!!“ und “Odin’s Zorn”, was Planungen im Bezug auf Kleidung zu unlösbaren Logikpuzzles machen kann. Nach ein paar Tagen stellte sich Demut Verdruss ein gewisser Gleichmut ein: es ist wie es ist, ich orientiere mich an der vorausgesagten Durchschnittstemperatur für den Tag und verwerfe jegliche eventuelle Pläne für eine Langhaarfrisur.
Meine persönliche Entdeckung dieser Woche ist der Wald nördlich von der Wohnung direkt am Mürwiker Fördeufer. Er ist …friedlich, ein besseres Wort zu ihm will mir nicht einfallen. Ein alter Laubwald, trotz seiner Dichte nicht dunkel und optisch nicht erdrückend; knorrige alte Riesen mit hohen Kronen, die mich nahezu umgehend ruhig werden lassen, und eine Stille ohne Zivilisationslärm, man hört nur den Wind in den Blättern und etwas entfernt über dem Wasser. Wir sahen wilde Hasen auf einer Wiese. Ich folgte einem Pfad um eine Biegung und sah mich einem Reh gegenüber, keine 10m entfernt. Dem Ausdruck “Holy shit, ein Reh!!!” in meinem Gesicht begnete das Reh mit einem etwas zynisch wirkenden “Holy shit, ein Stadtmensch” seinerseits — nonverbal natürlich, aber ich bin sehr naturverbunden und erkenne sowas. Dann lief es davon, wiederum ohne große Aufregung, ein echter Power Move. Ich weiss, dass es das respektlos meinte, aber es war auch einfach total gangster.
Bis jetzt dachte ich immer, Dom Toretto sei mein spirit animal, aber vielleicht ist es dieses Reh. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beiden.
Expecto petroleum!